Widerstand ist die Antwort


Junge Menschen im Widerstand sind nicht das Problem – sie reagieren auf eines.
Auf ein System, das Orientierung verspricht und gleichzeitig selbst ins Wanken gerät.
Das Sicherheit suggeriert, aber kaum noch Verlässlichkeit bietet.


Wenn Jugendliche sich verweigern, abschalten oder in Konfrontation gehen, passiert oft etwas ganz anderes, als es scheint: Sie stellen unbewusst die Frage: Wohin mit mir, wenn ihr selbst nicht mehr wisst, wohin mit euch?

Widerstand ist dann nicht Trotz – sondern ein Versuch, sich in einem Raum zu behaupten, den niemand mehr hält.

Der Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt solche Reaktionen als Schutzmechanismen des Gehirns.
Wenn junge Menschen in Strukturen aufwachsen, denen sie nicht vertrauen können, und Beziehungen erleben, die eher kontrollieren als verbinden, aktiviert das System innere Notprogramme: Rückzug, Abwehr, Überanpassung.

Auch der Bildungsforscher Klaus Hurrelmann sieht in dieser Phase ein sensibles Gleichgewicht zwischen innerem Wachstum und äußerem Anspruch. Wenn das System mehr fordert als es trägt, entsteht ein Spannungsfeld, in dem Jugendliche aufhören, sich zu zeigen – oder anfangen, sich zu wehren.

In meinem pädagogischen Alltag versuche ich, diesen Raum nicht zu schließen, sondern zu halten.
Nicht mit Regeln, sondern mit Beziehung. Nicht mit Druck, sondern mit Präsenz.

Denn da, wo junge Menschen keinen Halt mehr finden, braucht es keine weiteren Ansagen – sondern Resonanz.